Schloss Hueth
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Schloss Hueth, gesprochen Hüth, möglicherweise früher auch unter dem Namen Bruckhuet bekannt,[1] ist ein Wasserschloss etwa 1,5 Kilometer nördlich des Reeser Ortsteils Bienen im nordrhein-westfälischen Kreis Kleve.

Schon kurz nach der Errichtung im 14. Jahrhundert durch die Ritter von Hekeren (auch Heckeren) wurde die mittelalterliche Anlage ein Lehen Kurkölns. Ende des 14. oder zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam die damalige Burg an die Familie von Wylich, in deren Besitz sie für mehr als drei Jahrhunderte verblieb. Im 17. Jahrhundert zu einem Schloss umgestaltet, wurde Hueth wegen finanzieller Probleme in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an Friedrich Wilhelm von Borcke verkauft. Seine Familie gestaltete das Herrenhaus der Anlage im Stil des Rokokos um. Durch Heirat und Erbschaft kam Schloss Hueth im 19. Jahrhundert an die Familie von Wittenhorts-Sonsfeld, die heute noch Eigentümerin ist. Da sie die seit dem Zweiten Weltkrieg mehrheitlich zerstörten Gebäude privat nutzt, ist die Anlage für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

 

Am 24. Juni 1361 erklärte der Ritter Rutger von Hekeren, Johann, der Graf von Kleve, habe ihm erlaubt, im Huether Bruch eine Burg zu errichten.[2] Die Anlage wurde der Nachfolgebau eines Rittersitzes, der etwa einen Kilometer nordöstlich der neuen Burgstelle gestanden hatte und im Jahr 1346 abgebrannt war.[3] Drei Jahre später trug Rutger die neu erbaute Burg gemeinsam mit seiner Frau Odilia am 21. September 1364 ausgerechnet dem Kölner Erzbischof Engelbert III. und damit dem größten Konkurrenten der Klever Grafen im Kampf um die Macht in der Gegend um Bienen zu Lehen auf und machte es gleichzeitig zu einem Offenhaus des Erzstifts.[4]

Am Ende des 14. oder zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam die Anlage an Adolph von Wylich, dem Klever Amtmann in der Hetter seit 1394. Er vermachte die Burg Hueth im Februar 1428[3] seinem Sohn Godert. Die Familie von Wylich stellte in der Folgezeit fast ausnahmslos den Klever Amtmann in der Hetter, sodass ihre Burg offizieller Amtssitz wurde. 1608 wurde Johann Christoph von Wylich aufgrund der durch seinen Vater erworbenen Herrschaft Lottum an der Maas zum Freiherrn ernannt. Daran anschließend nannten sich die Mitglieder der Huether Wylichs „von Wylich-Lottum“.

Während des Achtzigjährigen Krieges plünderten spanische Truppen unter ihrem Kommandanten Francisco de Mendoza 1598 die Vorburg und steckten sie anschließend in Brand. Bei dem Feuer wurden ein Eckturm sowie alle Wirtschaftsgebäude zerstört. Die Kernburg hatten die Spanier indes nicht einnehmen können. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es „Daß veste Hauß Huit deß von Willach herren zu Gronstein spoliert und waß an Schaffstellen, hoefen und anders dabei gelegen, abgebrandt“.[5]

1647 erhielt Johann Sigismund von Wylich zu Lottum Hueth samt dem Dorf Bienen und den umliegenden Bauernschaften zu Lehen. Seine Familie baute die Burg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Schloss um.[6] Dabei wurde der Wassergraben, der Haupt- und Vorburg voneinander trennte, verfüllt[7] und die Zugbrücke zur Vorburg durch eine feste Steinbrücke ersetzt. An die Stelle des niedergelegten Torhauses traten zwei die Brücke flankierende Pfeiler. Zudem wurde die Wehrmauer rechts und links des Zugangs abgerissen und durch ein schmiedeeisernes Gitter ersetzt. Im Vorburgareal ließen die Bauherren entlang der Ringmauer an der Nord- und Südseite langgestreckte Gebäudetrakte errichten und an deren Westenden mit Rundtürmen verbinden. Johann Sigismund folgte als Besitzer Hueths sein Sohn Philipp Karl, der 1701 in den Grafenstand erhoben wurde. Er war preußischer Generalfeldmarschall sowie Gouverneur der Festung Wesel und gründete 1712 die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hueth, für die er im südlichen Vorburgflügel einen Betsaal einrichtete. Zur Hochzeit seines Sohnes Johann Christoph mit der Freiin Hermine Alexandrine von Wittenhorst-Sonsfeld am 26. Juli 1714 auf Schloss Hueth war auch der preußische König Friedrich Wilhelm I. anwesend.

Als die Besitzerfamilie 1736[8] hoch verschuldet war, verkaufte sie Schloss Hueth samt der dazugehörigen klevischen Unterherrschaft für 40.110 Reichstaler[9] an den in preußischen Diensten stehenden Friedrich Wilhelm von Borcke. 1730 war er zum Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammer in Minden und Kleve ernannt worden und war deshalb auf der Suche nach einem standesgemäßen Wohnsitz in der Gegend um Kleve.[10] Seine Familie wurde 1790[3] in den Grafenstand erhoben und blieb bis 1872 Besitzerin der Schlossanlage. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließen die von Borckes das Herrenhaus von Hueth im Stil des Rokokos umgestalten. Dabei wurde der bis dahin existierenden Treppenturm in der Mittelachse des Gebäudes abgerissen und sämtliche gotischen Giebel entfernt.

Friedrich Wilhelms Enkel, Friedrich Heinrich, richtete im Schloss eine Sternwarte und ein Naturalienkabinett ein. Er war ein enger Freund des Feldmarschalls Blücher, der eines Morgens nach einem langen Zechgelage mit seinem Pferd die Treppe zum ersten Stock hinaufgeritten sein soll, um seinen Freund zu wecken. Doch die Familie von Borcke erlebte einen allmählichen wirtschaftlichen Niedergang, und Hueth wurde 1846 aus den Matrikeln der landtagsfähigen Rittergütern gestrichen.[9] Als Friedrich Heinrichs Sohn 1872 ohne Nachkommen starb, erbte seine Schwester Bernhardine das Schloss. Durch ihre Heirat mit einem Mitglied der Familie von Wittenhorst-Sonsfeld, kam es nach ihrem Tod in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an die Familie ihres Mannes. Diese ließ im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Schlossbrücken erneuern und nördlich der Schlossinsel einen modernen Wirtschaftshof errichten. Vor 1945 fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten an den Gebäuden statt, denn die Stadt Oberhausen plante, im Schloss ein Erholungsheim einzurichten.[11]

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossanlage befestigt und sollte vom Volkssturm verteidigt werden, doch bei den schweren Kämpfen um den Rheinübergang der Alliierten am 26. und 27. März 1945 wurde sie von zahlreichen Bomben und Granaten getroffen, die den südlichen Teil der Vorburg und das Haupthaus zerstörten. Das ausgebrannte Herrenhaus wurde schließlich um 1960[12] abgetragen, lediglich ein Wehrturm blieb als dachlose Ruine erhalten.

Die Anlage ist bis heute Eigentum der Familie von Wittenhorst-Sonsfeld, die sie immer noch bewirtschaftet. Sie ließ den unversehrten Nordflügel der Vorburg instand setzen und zu Wohnzwecken für sich umbauen. Wegen der privaten Nutzung ist das Schloss nicht zu besichtigen.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Schloss Hueth aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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