Burg Lissingen
von Frank Martini (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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Die Burg Lissingen an der Kyll ist eine gut erhaltene, ehemalige Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert bei Gerolstein im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Sie wirkt von außen wie eine einzige Burg, ist aber eine Doppelburg. Sie besteht aufgrund einer Teilung im Jahre 1559 aus einer sog. Unterburg (Niederburg) und einer Oberburg, die auch heute wieder verschiedene Besitzer haben. Ähnlich wie Burg Eltz und Schloss Bürresheim zählt Burg Lissingen zu den ganz wenigen Eifelburgen, die nie zerstört worden sind.[1]

Die Burg Lissingen ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.

Lissingen und der benachbarte Ort „Sarresdorph“ sind vermutlich aus einer römischen Siedlung entstanden. Dies lassen nicht nur Grabungfunde aus dem Wirtschaftshof der Unterburg vor dem Ersten Weltkrieg, sondern auch die Nähe zum ehemaligen römischen Ausava, heute Oos, einer Pferdewechsel-Station an der römischen Straße zwischen Trier und Köln, vermuten.[2]

Nach der großen germanischen Landnahme im 5. Jahrhundert, wechselten die ehemaligen römischen Siedlungen in den Besitz der fränkischen Könige über. Aus diesem Besitz entwickelte sich später der Hausbesitz der Merowinger und Karolinger. Während der karolingischen Zeit im 8. und 9. Jahrhundert gehörten die beiden Siedlungen Lissingen und Sarresdorph zur Abtei Prüm bzw. deren Hof Büdesheim.[3]

Nach Einfällen von Normannen im 9. Jahrhundert und Übergriffen auf die Abtei Prüm, wurden zu deren Schutz Wehrtürme und später auch Burgen errichtet. → Während der Blütezeit des höfischen Ritterideals wurde der befestigte Sitz zu einem wehrhaften Gebäudekomplex weiter ausgebaut.[4]

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Burg Lissingen im Jahr 1212 als Besitz der Ritter von Liezingen. Noch im Jahre 1514 belehnte die Abtei Prüm den Herrn Gerlach Zandt von Merl mit dem gesamten Besitz Lissingen. Im Jahre 1559 kam es dann zu einer Teilung der Burganlage in Unter- und Oberburg.[5]

In den Jahren 1661-1663 baute Ferdinand Zandt von Merl die Unterburg fast völlig um. Unter Einbeziehung von drei mittelalterlichen Wohntürmen entstand ein imposantes Herrenhaus (Haupthaus) von schlossartiger Gestalt und Dimension. Dieses besaß auch eine kleine Hauskapelle in Form eines Vorbaus. Die Hauskapelle wurde in der Folge (1711 und 1745) als Oratorium derer von Zandt erwähnt. Es wurde zu Anfang des 20. Jh. aufgegeben.[6]

1762 wurde Josef Franz von Zandt zu Merl noch vom trierischen Kurfürsten (als Prokurator der Abtei Prüm) mit Lissingen belehnt. Einige Jahre später, im Jahr 1780, wurde dieser Adlige – als Mitglied der Reichsritterschaft – Freiherr (Landesherr) der Herrschaft Lissingen, eines kleinen, autonomen Territoriums. Dieses bestand bis zum Ende der Feudalzeit fort. In diese Zeit fallen größere bauliche Erweiterungen der Burganlage, insbesondere in Gestalt einer erheblich vergrößerten Zehntscheune samt Stallungen.

Infolge der französischen Revolution kam das linksrheinische Gebiet, zu dem auch die ehemalige Herrschaft Lissingen bzw. Burg Lissingen gehörte, im Jahre 1794 unter französische Verwaltung.[7]

Bereits 1815 wurde das Gebiet der Eifel dem Königreich Preußen zugeteilt. In den Folgejahren wechselten die beiden Teile der Burg mehrmals den Besitzer, bis sie 1913 unter einem Besitzer vereint wurden. Dieser baute mit viel Elan einen Gutsbetrieb auf.

Eine spürbare wirtschaftliche Weiterentwicklung brachte die Einrichtung eines eigenen kleinen Elektrizitätswerkes, welches im Jahr 1906 seinen Betrieb aufnahm. Die Stromversorgung erfolgte für die Burg, etwa 50 Häuser in der Ortschaft Lissingen und die kleine Bahnstation Lissingen. Die Stromversorgung Dritter dauerte noch bis zum Jahre 1936 an, bis sie vom Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) übernommen wurde.[8]

Im Jahr 1932 erwarb der Brauereibesitzer Greven aus Köln den (durch die Weltwirtschaftskrise geschwächten) Gutsbetrieb. Auf seine Veranlassung hin entstanden die großen landwirtschaftlichen Bauten an der Südseite der Burg. So wurde 1936 ein neuer großer Kuhstall errichtet mit Melkstand, Milchküche, Kühlhaus und einer der ersten Abfüllanlagen für Flaschenmilch in der Eifel.

Während des Zweiten Weltkrieges diente die Burg als Unterkunft für verschiedene Wehrmachtsregimenter wie auch als Befehlsstelle des deutschen Generalstabs und gegen Ende des Krieges auch als provisorisches Gefängnis für hohe Militärs.

Nach dem Ende des Krieges wagte die Familie Greven einen Neuanfang mit Milch- und Viehwirtschaft. Bis zum Jahre 1977 wurde die Unterburg als landwirtschaftlicher Betrieb von einem Pächter bewirtschaftet. Inzwischen war die Landwirtschaft nicht mehr rentabel. Die Gebäude der Burg (vor allem das Torhaus der Oberburg und die gesamte Unterburg) wurden zunehmend vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben. Erst mit dem Übergang der beiden Burgteile in die Hand neuer Privatbesitzer wurden wieder Investitionen getätigt.[9]

 

Die Unterburg wurde im Jahre 1987 von Patentanwalt Karl Grommes aus Koblenz erworben. Er führte umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durch und stattete den historischen Gebäudekomplex mit Mobiliar, Hausrat, Werkstätten und dergleichen aus. Sein Ziel war es, den gesamten Gebäudekomplex mit seiner Innenausstattung als Ensemble wieder aufleben zu lassen und damit Einblicke in frühere Lebens- und Arbeitsweisen zu geben. Der ganze Komplex steht heute unter der Bezeichnung „Freilichtmuseum Burg Lissingen“.[10][11][12]

Zu besichtigen sind derzeit (2011) der malerische Burghof der Unterburg, ihr Herrenhaus mit Keller, Küche und Wohnräumen, die Zehntscheune, weitere Ökonomiegebäude sowie das Außengelände mit vielen Relikten früherer Jahrhunderte. Dauerausstellungen existieren zu Kutschen, Schlitten, Kirchturmhähnen sowie zu historischem Baumaterial. Die vom Arbeitskreis Eifeler Museen konzipierte Sonderausstellung „Essens-Zeiten“ hat nach 5 Wanderjahren hier eine dauerhafte Bleibe gefunden.

Weiterhin kann die Unterburg für gastronomische und kulturelle Zwecke, wie Feiern, Hochzeiten, Tagungen, Kunstprojekte und Ausstellungen genutzt werden. Innerhalb der Unterburg befinden sich eine Bäckerei mit historischem Steinbackofen, eine Gaststätte und ein Standesamt.[13]

Die Oberburg wurde im Jahr 2000 von Christine und Christian Engels erworben. Sie wird von den Besitzern genutzt. Einige Räume werden derzeit (2011) als Ferienwohnungen vermietet. Die Oberburg ist nach Voranmeldung auch zu besichtigen.

Zur Burganlage zählen zum Einen die Unterburg mit ihren verschiedenen Gebäuden, Höfen und Freiflächen sowie einem Außengelände und zum Anderen die ähnlich strukturierte Oberburg, ebenfalls mit Gebäuden, Hof und Freiflächen.


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von Eugen Bracht (Gemälde von Eugen Bracht Burg Lissingen 1880) [Public domain], via Wikimedia Commons
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