Wiprechtsburg Groitzsch
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Die Wiprechtsburg Groitzsch, in der gleichnamigen Stadt, ist ein herausragendes Bodendenkmal mit den ältesten, bislang bekannten Steinbauten in Sachsen. Sie war im späten 11. und frühen 12. Jahrhundert die Burg des bedeutenden Grafen Wiprecht von Groitzsch, und eine der größten Anlagen der Region.

Die Burg liegt am nordwestlichen Ortsrand der Stadt Groitzsch, gegenüber der Stadt Pegau, am Ostufer der Weißen Elster, ungefähr 30 km südwestlich von Leipzig und jeweils etwa 15 km von Altenburg, Merseburg, Zeitz und Borna entfernt. Wichtige Verkehrsverbindungen, die die genannten Städte verbanden und in weitere mittelalterliche Zentren führten, liefen durch Groitzsch und an der Burg vorbei.

Der Name leitet sich von slawisch grodisce ab, was soviel wie „befestigter, umhegter Ort“ bedeutet. Die Anlage ist als Burg des Grafen Wiprecht von Groitzsch von großer historischer Bedeutung. Dieser war um 1073/74 aus dem Gebiet von Stendal/Tangermünde, durch Tausch an die Burg gekommen. Der Bericht hierüber ist gleichzeitig die erste sichere urkundliche Erwähnung der Burg. Insgesamt ist Groitzsch eine der wenigen Burgen, deren Schicksal in Schriftquellen des 11. und 12. Jahrhundert verzeichnet wurde. Damit bestand die Möglichkeit, archäologische Datierungen zu überprüfen sowie für Befunde und Funde erstmals einen genaueren Datierungshinweis zu erhalten. Diese gelten nicht nur für Nordwestsachsen, sondern auch weit darüber hinaus.

Bei archäologischen Ausgrabungen im Burgbereich konnten über 6 m hohe Schichtenkomplexe stratigraphisch ergraben werden. Diese lassen die kontinuierliche Entwicklung sowohl der Befestigungsweise, als auch der materiellen Kultur in fünf unmittelbar aufeinanderfolgenden Burgperioden vom 10. bis zum Ende des 13. Jahrhundert, verfolgen. Dabei ist Groitzsch eine der wenigen Anlagen in Ostthüringen und Westsachsen mit einer längeren kontinuierlichen Besiedlung und wurde namengebend für die mittel- und spätslawische Keramik des 10. und 11. Jahrhundert („Groitzscher Gruppe“).

In den Bauphasen I und II, wurde die Befestigung durch ein rostartiges Kernwerk gebildet, das - wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung - im westslawischen Raum weit verbreitet ist. In besonderer Weise markiert die im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts entstandene Wiprechtsburg mit der Phase III den Übergang vom Holz-Erde-Bau zum mörtelgebundenen Steinbau. Eine Rundkapelle und ein Rundturm gelten als älteste Steinbauten Sachsens. Diese Gebäude läuteten die Errichtung zahlreicher weiterer sakraler und profaner Steinbauten in (Ober-)Sachsen des 12. Jahrhunderts ein.

Die Burgruine kann ständig kostenlos besichtigt werden. Sehenswert sind besonders die teilweise rekonstruierte Rundkapelle und der Stumpf eines runden Turmes, die beide aus der Zeit um 1080 stammen. In den Sommermonaten finden häufig Veranstaltungen wie Freiluftkonzerte oder Aufführungen in dem amphitheaterförmig gestalteten Gelände statt. Es wurde ein Weinberg mit über 5.000 Rebstöcken, Blumenbeete und Wanderwege angelegt. Das Lapidarium im Innenraum der Burg umfasst mittlerweile eine Sammlung von etwa 40 Flur- und Grenzsteinen aus der Region.

Die Burg liegt auf einem aus pleistozänen Schottern bestehenden Geländesporn, der weit ins breite Tal der Weißen Elster, hineinragt. Sie wird von den Elsternebenflüssen Schwennigke im Südwesten, Westen und Norden und weiter im Osten der Schnauder, umflossen. Aufgrund der fortifikatorisch günstigen Lage wurde hier eine Abschnittsbefestigung in Spornlage errichtet. Das Burggelände wird heute durch eine Straße, die von Pegau in die Stadt Groitzsch führt, durchschnitten. Diese verläuft weitgehend im mittelalterlichen Burggraben, einem ehemaligen breiten Trockengraben. Westlich von diesem befindet sich die Hauptburg, die rund 10 bis 12 m höher als die Straße liegt. Nur im Osten besitzt die 150 x 100 m große Burg einen etwa 4 m hohen Abschnittswall, die anderen Seiten fallen steil zur Schwennigke ab. Östlich der Straße schließt sich ein Vorburggelände mit dreifachem Flächeninhalt an. Dies war ursprünglich ebenfalls befestigt, jedoch haben sich nur an der Ostseite noch Reste erhalten. Außerdem war ein Graben vorgelagert, der nur noch z.T. nachweisbar ist. Die Fläche wird heute hauptsächlich von einer Gärtnerei, einem Friedhof und dem Kirchbereich mit den Resten der romanischen Frauenkirche eingenommen. Südlich der Vorburg schließt sich die mittelalterliche Altstadt Groitzsch an.

Bereits 1743 ließ der Gerichtsherr von Groitzsch, Baron von Schwedendorf, „Aufgrabungen“ vornehmen. Da in rund 10 m Tiefe Konstruktionsteile - Holzreste, die „als wie ein Rost aussehen“ - gefunden wurden, hatte man wohl im Bereich der Burgbefestigung gegraben. 1849 wurden bei Bauarbeiten für eine Gaststätte auf der Hauptburg, die Mauern einer romanischen Rotunde (Rundkapelle) freigelegt und das Innere der Kirche ausgegraben. Dieses füllte sich schnell durch die Hangerosion sowie mit Unrat, so dass es nach 75 Jahren erneut ausgegraben werden musste. 1863 ließ ein „Comitee zur Hebung des Schatzes“ Wiprechts die Schwennigke auspumpen, fand aber neben einer reichen Fischausbeute nur ein neuzeitliches Hufeisen, eine Schwertklinge und einen Degenkorb. Die Wiprechtsburg ist als wichtiges und gut erhaltenes Bodendenkmal schon 1936 unter Denkmalschutz gestellt worden. Pläne für Bau eines Altersheims in den 1950er Jahren führten zunächst 1959 zur Untersuchungen der Baugruben, die sich schnell zu langjährigen Forschungsgrabungen erweiterten und bis 1967/68, unter der Leitung von Heinz-Joachim Vogt fortgeführt wurden. Anschließend restaurierte man die Rundkapelle und den bei den Grabungen entdeckten Rest eines romanischen Rundturmes und gestaltete das umliegende Gelände amphitheaterförmig als Erholungsanlage.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Wiprechtsburg Groitzsch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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