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Langhans errichtete das Gebäude in den Jahren 1834 bis 1837 im klassizistischen Stil. Es hat zur Straße 13 Fensterachsen mit einer überdachten portikusartigen Vorfahrt, ist zwei Stockwerke hoch und besitzt ein Mezzaningeschoss, geschmückt von einem umlaufenden Terrakottafries mit 18 Figuren und 16 Wappenschildern. An den Ecken fliegen Adler auf. Zum Opernplatz hin erhielt es eine begrünte Pergola. Im unteren Stockwerk des linken Gebäudeteils lagen zur Straße und nach hinten zu einem begrünten Innenhof die Wohn- und Arbeitsräume Wilhelms, im oberen diejenigen Augustas, verbunden durch eine intime Wendeltreppe. Im mittleren Teil befanden sich das Vestibül, das repräsentative Treppenhaus und oben Gesellschaftsräume. Im rechten Teil, der sich als wesentlich längerer Seitenflügel an der Oranischen Gasse bis zur Behrenstraße hinzog, befanden sich Festräume, darunter der große kreisrunde Tanzsaal. Zur Behrenstraße hin lagen um einen zweiten Innenhof Dienst- und Wohnräume des Personals, Pferdeställe und eine Remise. Im Alltagsbetrieb diente der Eingang an der schmalen Oranischen Gasse als Haupteingang und Vorfahrt.
Das Palais war fünfzig Jahre lang in den Monaten zwischen dem Ende der Herbstmanöver im Oktober und den Frühjahrsparaden im März der Wohn- und Amtssitz Wilhelms, der 1840 zum Prinz von Preußen, 1858 zum Regenten, 1861 zum König von Preußen und 1871 zum Deutschen Kaiser aufstieg. In den Tagen der Märzrevolution von 1848, als der Volkszorn Wilhelm aus Berlin vertrieben hatte, entging es der Plünderung und Verwüstung, weil Wohlmeinende es zum Nationaleigentum erklärten. In den späten 1850er Jahren wurde es zu einem der wichtigsten Schauplätze des politischen Lebens im preußischen Staat, das 1871 mit der Reichseinigung den Höhepunkt erreichte. Zugleich war es der Ort, an dem Wilhelm seine Verpflichtungen als Oberhaupt der Hohenzollernfamilie und Angehöriger des europäischen Hochadels wahrnahm. Jeweils am Donnerstag erfüllte Augusta die Räume mit einer Gesellschaft namhafter Künstler und Gelehrter. Heinrich Strack stattete das Gebäude 1854 entsprechend den gesteigerten Repräsentationsansprüchen neu aus. Wilhelm erwarb 1882 das Niederländische Palais als Gästehaus und verband beide Gebäude durch einen verglasten Gang über die Oranische Gasse.
Wilhelm I. 1880 an seinem Schreibtisch Unter den Linden, Photographie
Das Palais wurde zu einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Berlins. Wilhelm erschien stets am Eckfenster seines Arbeitszimmers, um mittags die große Wachablösung an der schräg gegenüber liegenden Neuen Wache zu beobachten. Das regelmäßig wiederkehrende Ereignis fand seit den 1870er Jahren in Reiseführern Erwähnung und lockte zahlreiche Zuschauer an.
Unter großer öffentlicher Anteilnahme verstarb Wilhelm I. am 9. März 1888 in seinem Palais. Im Anschluss wurde das Eckfenster für immer verhängt. Nachdem auch Kaiserin Augusta hier zwei Jahre später starb, wurde das Haus als Erinnerungsstätte an das Kaiserpaar für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach 1918 verblieb es im Eigentum der Familie Hohenzollern. In der NS-Zeit setzte sich anstelle von Kaiser-Wilhelm-Palais die Bezeichnung Altes Palais durch.
Als unausrottbar gilt die Legende, wonach das Palais kein Badezimmer enthielt, so dass für Wilhelm auf Wunsch eine Badewanne aus dem gegenüberliegenden Hotel de Rome von zwei Hoteldienern in das Palais getragen werden musste. Dazu bemerkte der Oberhofbaurat Albert Geyer, es hätte sich von Anfang an ein Wannenbad in der Wohnung Augustas befunden, das Wilhelm über die Wendeltreppe erreichen konnte. Erst 1885 habe Wilhelm ein eigenes Wannenbad erhalten, das er jedoch nicht benutzte.
Das Palais erlitt 1943 während des Zweiten Weltkriegs infolge eines Bombenangriffs durch Brand eine Zerstörung des Innern, während sein Äußeres samt Fassadenschmuck, Altan und Pergola erhalten blieb. Der im Dezember 1946 im Berliner Stadtschloss veranstalteten Ausstellung "Wiedersehen mit Museumsgut" sollte nach dem Wunsch Ludwig Justis eine weitere im Alten Palais folgen[6] und bis in die 1950er Jahre war sein Wiederaufbau beabsichtigt.[7] Das 1945 durch die sowjetische Besatzungsmacht entschädigungslos enteignete und später im Besitz der Humboldt-Universität befindliche Palais verfiel jedoch zwei Jahrzehnte lang bis auf die Außenmauern.
Zusammen mit der Alten Bibliothek wurde das Palais in den Jahren 1963-64 wieder aufgebaut. Fritz Meinhardt sanierte die Straßenfassade des bis auf die tragenden Wände entkernten Alten Palais in den Formen von 1837 bei Veränderung des Grundrisses und teilweise der Raumhöhen. Die Pergola und die Adler an den Gebäudeecken wurden als zu deutliche Erinnerungen an Kaiser Wilhelm I. entfernt.[8] Der hintere Gebäudeteil, der die großen Säle enthalten hatte, und die Bebauung an der Behrenstraße wurden abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt. Infolge der Überbauung der Oranischen Gasse mit dem Haus Unter den Linden 11 steht das Palais zur Straße nicht mehr frei. Die modern gestalteten Institutsgebäude sind im Innern miteinander verbunden.
Zwischen Mai 2003 und August 2005 sanierte die Stiftung Denkmalschutz Berlin das Gebäude und seine klassizistische Fassade erhielt die originale Fassung zurück. Im Oktober 2007 war die Wiederherstellung der Pergola abgeschlossen.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Altes Palais (Berlin) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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