Schloss Landsberg (Ratingen)
By Heinz Albers Schloss Landsberg, Essen-Kettwig (Own work) [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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Das Schloss Landsberg ist eine Schlossanlage im Ruhrtal auf dem Stadtgebiet von Ratingen in unmittelbarer Nähe des Schlosses Hugenpoet. Es steht zwischen Essen-Werden und Mülheim etwa einen Kilometer südwestlich von Kettwig inmitten eines englischen Landschaftsparks mit ausgedehntem Waldgebiet.

Die Anlage geht auf eine mittelalterliche Höhenburg vom Ende des 13. Jahrhunderts zurück, die durch den Grafen Adolf V. von Berg erbaut wurde. Sie diente in jener Zeit vornehmlich zur Sicherung der nahe gelegenen wichtigen Brücke über die Ruhr, die Kettwig mit Ratingen verband. Während des 17. und 18. Jahrhunderts mehrfach verändert, erhielt die Anlage ihre heutige Gestalt im Stil des Historismus durch den Industriellen August Thyssen, der sie zu seinem repräsentativen Wohnsitz umgestalten ließ. Das frühere Gut Landsberg wird seit diesen baulichen Veränderungen Schloss Landsberg genannt. Nach wechselnder Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg ist es seit 1992 Seminar- und Tagungsstätte der ThyssenKrupp AG. Daneben gehört es zu mehreren Themenrouten der Route der Industriekultur.

 

Erbauer der Burg Landsberg und erster Lehnsherr war Graf Adolf V. von Berg. Der erste urkundlich belegte Bewohner Landsbergs war hingegen Philipp von Werden (urkundl. 1259–†1297). 1291[3] wurde er von Adolf V. als Burggraf Landsbergs eingesetzt und nannte sich seitdem Ritter von Landsberg. Philipps Familie wurde in der Folgezeit eines der reichsten und angesehensten Geschlechter der Grafschaft. Im Laufe der nächsten rund 500 Jahre wurden zahlreiche Herren von Landsberg mit der Burg belehnt, von denen sich einige aber als Raubritter und „wüste Wegelagerer“[4] betätigten. So wurde zum Beispiel Philipps Sohn Wessel (auch Wezzel genannt) von seinem Landesherrn dazu verurteilt, Duisburger Bürger unbehelligt zu lassen. Die Raubzüge unter Beteiligung der Brüder Ludwig und Reinhard von Landsberg um 1400 waren gar so schwerwiegend, dass beiden zusammen mit vielen anderen bergischen Adeligen von der Stadt Köln und dem Kölner Erzbischof die Fehde angesagt wurde, weil durch die Raubzüge fast der komplette Handel in der Gegend zum Erliegen kam.[5]

Am 4. November 1548 übertrug Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg die Burg und das dazugehörige Amt an Bertram von Landsberg als erbliches Lehen. Im Gegenzug war die Anlage ab diesem Datum ein Offenhaus der bergischen Herzöge.

Ende des 16. Jahrhunderts zogen spanischen Truppen unter ihrem Feldherrn Francisco de Mendoza im Auftrag des Kölner Erzbischofs Ernst von Bayern plündernd durch das Amt Landsberg. Sie waren wahrscheinlich 1589 und 1597[6] die ersten, welche die bis dahin als unbezwingbar geltende Burg erobern konnten.

Nachdem der Jülich-Klevischer Erbfolgestreit 1614 mit dem Vertrag von Xanten beendet und das Herzogtum Berg an Pfalz-Neuburg gefallen war, brach drei Jahre später der Dreißigjährige Krieg aus, in dessen Verlauf kaiserliche Truppen Anfang 1633 Burg Landsberg eroberten und verwüsteten. Bereits im Sommer 1633 wurden die Kaiserlichen aber von hessischen Truppen verjagt, sodass die Burg fortan protestantisch besetzt war. Nachdem diplomatische Bemühungen Herzog Wolfgang Wilhelms, sein Eigentum zurückzuerhalten, erfolglos gewesen waren, konnten seine Truppen in einer Herbstnacht des Jahres 1635 Burg Landsberg im Handstreich zurückerobern.

Die derweil zu einem Schloss umgebaute Anlage blieb bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts im Besitz der Landsbergs. Nachdem 1705 mit Vitus Arnold von Landsberg die Familie im Mannesstamm ausgestorben war, kam das Schloss durch Heirat der Erbtochter Anna Wilhelmina 1713 an den Freiherrn Sigismund von Bevern. Die Witwe seines Nachfahren Gottfried von Bevern verkaufte den Besitz 1825 an den königlich preußischen Kammerherrn Freiherr Gerhard von Carnap, nachdem auf Befehl Napoleons das Lehnswesen im französischen Rheinland 1809 aufgehoben worden und Schloss Landsberg somit in das Eigentum der Familie von Bevern übergegangen war. Bereits 1837 veräußerte Gerhard von Carnap die Anlage für 50.000 Taler wieder. Neuer Eigentümer wurde Reichsfreiherr Alexander von Landsberg-Velen zu Steinfurt, der aus einer durch Teilung um 1300 entstandenen, westfälischen Seitenlinie der Landsbergs stammte. Er und seine Nachfolger nutzen das Schloss vornehmlich als Sommersitz.

1903 erwarb August Thyssen die Anlage samt umliegendem Waldgelände vom Freiherrn Ignatz von Landsberg-Velen und Steinfurt. Gemäß Thyssens Testament wurde das Schloss mit allen dazugehörigen Liegenschaften nach seinem Tod am 4. April 1926 in die August Thyssen-Stiftung Schloß Landsberg eingebracht, die heute noch Eigentümerin ist.

Während des Zweiten Weltkrieges war Landsberg gemeinsam mit dem benachbarten Schloss Hugenpoet Sitz des Stabs Roland, eines Planungsstabs der Kriegswirtschaft.[7] Am 26. Juni 1945 wurde es durch britische Truppen besetzt und diente bis zum Ende der Besatzung im März 1947 der Unterbringung von Ingenieur-Stäben.

Ab dem 1. Juni 1947 betrieb die Stadt Mülheim auf dem Schloss ein Kindererholungsheim – in den ersten Monaten mit der Unterstützung der britischen Stiftung Save the Child –, stellte den Betrieb aber im Februar 1952 unter anderem wegen unzureichender hygienischer Bedingungen ein. Vom 15. Mai 1952 bis Ende März 1966 nutzte dann das Kinderheim Raphaelhaus die gründlich renovierten Gebäude zur Unterbringung von Kindern, deren Angehörige im Thyssen-Unternehmen beschäftigt waren. Da die Instandhaltungskosten aber deutlich die Einnahmen überstiegen, musste das Heim nach fast 14 Jahren schließen.

Ab dem 1. Mai 1967 wurde das Schloss dem Gesamtverband der Evangelischen Kirchgemeinden Essen zur Nutzung überlassen. Er nutzte die Anlage in der Folgezeit als Freizeitheim und Begegnungsstätte. Da auch die Kirchen mit laufender Dauer der Nutzung in finanzielle Nöte kamen, wurde der Nutzungsvertrag zum 31. Dezember 1984 gekündigt.

Seit 1989 ist die Thyssen AG Mieterin des Schlosses und nutzt die Räumlichkeiten als Seminar- und Tagungsstätte.


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