Schloss und Benediktinerabtei Iburg
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Schloss und Kloster Iburg in Bad Iburg gehören zu den historisch bedeutsamen Bauanlagen im Landkreis Osnabrück in Niedersachsen.

Die Iburg entstand 1070 auf einer Anhöhe als Burganlage mit Holzkapelle, das Benediktinerkloster in ihr wurde 1080 gegründet. Vom 11. bis Ende des 17. Jahrhunderts residierten die Bischöfe von Osnabrück in der Doppelanlage aus Schloss und Kloster. Kunstgeschichtlich bemerkenswert ist der Rittersaal aus dem 17. Jahrhundert wegen seiner Deckenmalerei in perspektivischer Scheinarchitektur. Iburg ist die älteste Ritterburg und neben der Holter Burg die einzige Bergburg des Bistums.[1]

Erstes Bauwerk an der Stelle der heutigen Anlage war eine sächsische Fliehburg. Sie lag nahe einer Passstraße (heute Bundesstraße 51), die durch den Ausläufer des Teutoburger Waldes führte. Auf den Resten der Befestigungsanlage, die zu dieser Zeit Ringwallanlagen bildeten, ließen Bischof Benno I. (1052-1067) und Bischof Benno II. (1068-1088) die Residenz des Bistums Osnabrück errichten. Wie alle Rittersitze des Landes war er gleichzeitig eine Wasserburg.

Bischof Benno II. brachte im Jahr 1080 zwölf Benediktinermönche aus Mainz nach Iburg. Dieses Jahr wird als Gründungsjahr des Klosters angesehen, jedoch hatte schon 1070 auf dem Burgberg eine Holzkapelle gestanden. Das Baumaterial für das Kloster stammte vom so genannten Bennosteinbruch am Dörenberg. Unter Bischof Konrad IV. von Rietberg (1492 bis 1508) wurde der achteckige Bergfried auf Resten eines Vorgängerbaus aus dem 11. Jahrhundert errichtet. Der Turm erscheint im Wappen des Landkreises Osnabrück und wird in der Bevölkerung „Bennoturm“ genannt, obwohl er erst nach dem Tod des Namensgebers gebaut wurde. Der Turm, in dem Benno II. wohnte, stand am Westhang vor der Ringmauer; seine Reste wurden 1983 bei Bauarbeiten entdeckt. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Burg und Kloster auf Veranlassung von Fürstbischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (1591 bis 1623) zu einer reich gegliederten Schlossanlage umgestaltet.

1553 belagerten die Feldherren Christoph von Wrisberg und Dietrich von Quitzow die Iburg, als sie mit Philipp Magnus von Braunschweig-Lüneburg (1527–1553) gegen das Hochstift Osnabrück zogen. Sie wollten Bischof Franz von Waldeck in der Burg in Gefangenschaft nehmen. Iburg wurde geplündert und das Kloster wurde zu einem Brandschatz von 4.000 Taler gezwungen.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitten Schloss und Kloster schwere Schäden durch Plünderungen 1621, 1623 und 1633. Auch die Besatzungen, 1632 durch die Niederländer und insbesondere durch die Schweden 1634-50, sorgten für Schäden. Die Schweden vertrieben die Mönche, die erst 1645 zurückkehrten. 1668 wurde im Schloss Sophie Charlotte von Hannover geboren, die 1701 als Ehefrau von Friedrich I. erste Königin in Preußen wurde.

Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg, der vor den Schweden geflohen war, kehrte 1650 zurück und ließ ganze Gebäudeflügel von Grund auf erneuern. Die Ausstattung des Rittersaales stammt aus den Jahren 1656/57. Verantwortlicher Architekt war Johannes Crafft, der aus Süddeutschland stammte.

Die von dem katholischen Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg begonnenen Arbeiten wurden um 1674 von seinem Nachfolger Ernst August I., dem ersten lutherischen Bischof aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg, vollendet. Er ließ die lutherische Schlosskirche (1664) einbauen.

Abt Adolph Hane (1706 bis 1768) ließ durch den westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun einen Klosterneubau auf dem Burgberg errichten.

Vom kur-braunschweig-lüneburgischen Landbaumeister Franz Schädler (1733-1796) stammt der Entwurf für das Eingangstor zur Schlossanlage an der so genannten Klotzbahn. Es wurde 1781 von dem Schmiedemeister Johann Georg Reinhard angefertigt. [2]

 

Das im Jahr 1080 gegründete Kloster bestand bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Dritter Abt des Klosters war noch zu Lebzeiten Benno II. Norbert von Iburg, der die Biografie des Klostergründers schrieb. Von 1666 bis 1706 war Maurus Rost 41. Abt des Klosters. Die heute erhaltenen Konventsgebäude gehen auf den Neubau der 1750er Jahre unter Abt Adolph Hane zurück. Mit den Bauplänen war der westfälische Architekt Johann Conrad Schlaun beauftragt, dessen Entwurf jedoch möglicherweise auf Wunsch des Bauherrn verändert wurden. Als Indiz hierfür kann die vor der östlichen Schaufassade angelegte hohe Gartenterrasse gelten. Der Haupteingang wurde - entgegen barocken Axialverständnis - an die Nordseite verlegt. Im Inneren, das gropteils vom Amtsgericht Bad Iburg genutzt wird, haben sich in zahlreichen Räumen Stuckdekorationen aus der Erbauungszeit erhalten (Joseph Geitner). Sie folgen im Wesentlichen einem in der Zeit üblichen klösterlich-theologischen Dekorationsprogramm mit Szenen aus der Bibel, Allegorien, Emblemen und pflanzlich-tierischem Dekor. Mit dem 13. Februar 1803 wurde das Kloster nach gut 700 Jahren seiner Existenz aufgehoben. Der Reichsdeputationshauptschluss stammt zwar erst vom 25. Februar 1803 und wurde am 27. April 1803 kaiserlich bestätigt, doch erfolgte die Säkularisation in vielen Gebieten schon vor der Rechtsgültigkeit. Iburg war das erste Kloster im Fürstentum Osnabrück, das aufgehoben wurde. Der Konvent hatte zu dieser Zeit noch 22 Mitglieder. Bedienstete und Domestiken waren bereits am 9. und 10. Februar 1803 entlassen worden. Das Kloster wurde vollständig ausgeräumt, das Inventar wurde bis auf Kirchenausstattung und Bibliothek, deren Bestand auf 4000 Bücher geschätzt wurde, verkauft. Die Bibliothek ging in staatlichen Besitz über. In napoleonischen Zeiten blieb sie ungenutzt in Iburg, 1816 wurde sie ins Osnabrücker Schloss gebracht. 1817 übernahm das Gymnasium Carolinum in Osnabrück den Bestand. Bei der Bombardierung Osnabrücks im September 1944 wurde er zum größten Teil zerstört; die Reste befinden sich in der Osnabrücker Stadtbücherei.

Der Wiedertäufer Johann Bockelson, genannt Jan van Leiden, schickte im Oktober 1534 von Münster 27 Prädikanten als Apostel aus, darunter auch sechs nach Osnabrück. Der Rat der Stadt ließ alle sechs am 15. Oktober festnehmen. Es waren die beiden Niederländer Dionysius Vinne aus Diest und Peter Kueper aus Sneek, der Borkener Schulmeister Heinrich Graes, der Münsteraner Fleischhauer Johann Boentorp, Johann Scheffer aus Freckenhorst und Paul Schwering. Sie wurden nach Iburg gebracht, wo sie am 18. oder 19. Oktober 1534 eintrafen. Die Gefangenen wurden in den Bergfried, den so genannten Bennoturm, gebracht und in den folgenden Tagen verhört und gefoltert. Einer von ihnen überlebte die Qualen nicht. Die übrigen wurden wegen Aufruhrs zum Tode verurteilt und enthauptet - bis auf den ehemaligen Schulmeister Heinrich Graes. Dieser war von den übrigen Gefangenen getrennt worden, nachdem er zu erkennen gegeben hatte, er könne wichtige Aussagen machen. So gelang es ihm, vor Bischof Franz von Waldeck geführt zu werden. Dieser glaubte seinen Beteuerungen, er könne einen Anschlag gegen die Stadt Münster vorbereiten oder die Pläne der Wiedertäufer ausspionieren. Der Bischof setzte ihn gegen eine Bürgschaft von 1100 Gulden frei.

In Münster nahm man Graes freudig auf. Als Jan van Leiden ihn nach Wesel und Deventer schickte, trennte er sich von seinen Begleitern und kehrte zur Jahreswende 1534/45 nach Iburg zurück. Dort verriet er die Pläne der Täufer. Er wurde erneut ausgesandt, um die Absichten der Täufer in Wesel zu erkunden. Nach seiner Rückkehr belohnte ihn der Bischof und entließ ihn, weil er der „ganzen Deutschen Nation“ wichtige Dienste geleistet habe.[7]

 

Nach der Säkularisierung waren das Fürstbistum Osnabrück und Schloss Iburg mit dem Kloster endgültig an das Welfenhaus gegangen. 1866 wurde Hannover preußische Provinz, womit auch Schloss Iburg preußisch wurde. Schloss Iburg ist jetzt im Besitz des Landes Niedersachsen. Die Liegenschaft wird vom Niedersächsischen Kultusministerium verwaltet.

Ab 1885 war Schloss Iburg Sitz der Kreisverwaltung Iburg. Der Kreis Iburg wurde 1932 aufgelöst. Die Sturmabteilung der NSDAP betrieb von 1934 bis 1939 im Schlosskomplex eine SA-Sportschule. Von 1942 bis Ostern 1945 befand sich darin die Deutsche Heimschule Schloß Iburg, die nationalsozialistische Erziehungsziele verfolgte. Sie war die erste Oberschule im damaligen Flecken Iburg und nahm neben den Internatsschülern als externe Schüler Jungen sowie in begrenzter Zahl Mädchen mit besonders guten Leistungen auf.

Von 1948 bis 1971 wurde das Schloss als Niedersächsische Heimschule Iburg genutzt. Die sechs Heimschulen des Landes Niedersachsen, darunter das Iburger Internat, sollten vor allem dazu dienen, Kindern aus Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen. So kamen in den ersten Jahren 90 Prozent der Internatsschüler aus Flüchtlingsfamilien. Die Iburger Heimschule war ein Gymnasium in Kurzform (GiK). 1971 wurde die Schule in die Trägerschaft des Landkreises Osnabrück überführt und in eine Halbtagsschule umgewandelt. Das Internat wurde geschlossen. Das Gymnasium zog im August 1972 in das neue Schulzentrum um.

Bis dahin hatten viele Iburger ihre Kinder statt als Externe in die Heimschule lieber auf Gymnasien in Osnabrück geschickt, ungeachtet der Beschwernisse für die Fahrschüler. Manchen Iburgern galt das Gymnasium in Kurzform als nicht anspruchsvoll genug. Dennoch waren in den letzten Jahren der Heimschule fast zwei Drittel der Schüler Externe.

Von 1973 bis 2004 bildete die niedersächsische Polizei einen Teil ihren Polizeinachwuchses im Schloss aus. Der Lehrbetrieb als Außenstandort der Landespolizeischule Niedersachsen mit Hauptsitz in Hann. Münden begann am 1. Oktober 1973 mit zwei Klassen als Grundausbildungslehrgang für Polizeianwärter.

Die Polizeischule wurde im Mai 1997 Außenstelle des Bildungsinstituts der Polizei Niedersachsen, das aus der Landespolizeischule hervor ging. Als die Bildungseinrichtung im Oktober 2003 ihr 30-jähriges Bestehen am Standort Bad Iburg beging, war die Diskussion über die Zukunft des Schlosses in vollem Gange. Horst Denningmann, von 1975 bis 1988 Leiter der Bad Iburger Polizeischule, äußerte bei der Festveranstaltung im Rittersaal des Schlosses die Hoffnung, man könne auch das nächste Jubiläum noch an diesem Ort feiern. Zwar entschied sich das Land Niedersachsen gegen einen Verkauf des Schlosses, doch die Hoffnung auf einen Erhalt der Bildungseinrichtung für die Polizei erfüllte sich nicht. Am 23. April 2004 endete hier der letzte Aufstiegslehrgang. Die Liegenschaftsverwaltung ging an das Niedersächsische Kultusministerium über.

 


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