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Das Winsener Schloss in Winsen an der Luhe im nördlichen Niedersachsen ist das bedeutendste profane Bauwerk der Stadt. Das zum Teil über 700 Jahre alte Gebäude beherbergt heute das Amtsgericht.
Das Schloss entstand aus einer Burg an einem Übergang der Luhe und wurde 1299 unter Otto II. das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Festung selber scheint zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits länger existiert zu haben. Ab 1371 wurde sie Sitz der Großvogte von Braunschweig-Lüneburg, die von hier den nördlichen Teil des Herzogtums verwalteten. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde das Schloss samt den dazugehörigen Ländereien durch die Herzöge mehrfach verpfändet. So gehörte es 1374 bis 1389 dem Rat der Stadt Lüneburg, ging 1396 an Hamburg und Lübeck, war von 1434 mit Unterbrechungen wieder im Besitz von Lüneburg und ging von 1493 bis 1523 sogar an die Kurfürsten von Sachsen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Schloss Schauplatz mehrerer Hexenprozesse.[1]
Von 1593 bis 1617 wurde das Gebäude durch Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, der Witwe Wilhelm des Jüngeren als Altersitz bewohnt. Sie ließ den Umbau der Schlosskapelle im einzig erhaltenen Turm des Schlosses vornehmen. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurden die Befestigungsanlagen des Schlosses verstärkt, 1628 diente es kurze Zeit als Hauptquartier für Tilly und seinen Stab. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss nur noch als Sitz der Amtmänner genutzt und ab 1882 durch preußische Landräte verwaltet. 1852 zog das Amtsgericht in die Räume, ab 1932 auch die Winsener Kreisverwaltung.
Das Schloss, obwohl von seinen Befestigungsanlagen befreit, hat bis heute seinen wehrhaften Charakter behalten. Die vorhandenen Bauteile entstammen zu einem Großteil der Renaissance. Der Bau aus Backstein mit Fachwerkelementen steht innerhalb eines aufgestauten Teichs an der Luhe und besteht aus einem unregelmäßigen, dreiflügeligem Baukörper mit einem offenen Hof. Der Hof wurde einst von einem vierten Flügel geschlossen, dieser wurde jedoch bereits um das 18. Jahrhundert abgebrochen. Die Schauseite des Schlosses zur Stadt wird vom Kapellenturm und dem Tor betont, die übrigen Außenfassaden sind relativ schmucklos.
Die langwährende Bautätigkeit am Schloss lässt sich noch heute in vielen Baudetails nachvollziehen. Im Kellergeschoss hat sich ein gotisches Sterngewölbe aus der Zeit um 1500 erhalten. In der Renaissance wurde das Schloss dem Zeitgeschmack angepasst, eine Galerie in den Hof eingezogen und verschiedene Verschönerungen vorgenommen. Da das Schloss lange Zeit als Amtssitz diente, fanden sich schon früher weniger höfische Repräsentationsräume als mehr Verwaltungszimmer in dem Gebäude. Lediglich unter Dorothea wurde im Schloss länger Hof gehalten, wovon unter anderem die Ausstattung der Schlosskapelle kündet.
Von 1995 bis 2006 wurde das Schloss umfassend saniert, seit 2008 ist ein kleines Museum im Schlossturm eingerichtet.[2] Bedingt durch die Nutzung des Schlosses als Gerichtsgebäude sind die Räume in der Regel nicht zu besichtigen, Ausnahmen finden unter anderem am Tag des Denkmals statt. Auch an anderen Aktionstagen gibt es gelegentliche Führungen, die über das benachbarte Museum im Marstall erfragt werden können. In der Schlosskapelle finden verschiedene kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte statt, auch kann sie für Trauungen gemietet werden.
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von PodracerHH 20:52, 8. Mai 2007 (CEST) (Eigenes Werk) [GFDL oder CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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