Zitadelle Berlin-Spandau
von Auriocus (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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Die Zitadelle Spandau gilt als eine der bedeutendsten und besterhaltenen Renaissance-Festungen Europas. Sie befindet sich im Berliner Ortsteil Haselhorst und ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Berliner Bezirks Spandau. Das in den Jahren 1559 bis 1594 an Stelle einer mittelalterlichen Burg errichtete Festungsbauwerk liegt nord-östlich der Spandauer Altstadt am gegenüberliegenden Havelufer. Neben der Zitadelle befinden sich in Spandau noch weitere zur Stadtbefestigung gehörende Bauwerke wie das erst 1886 erbaute Fort Hahneberg im Ortsteil Staaken, die Burgwallschanze und Reste der Teltower Brückschanze am Schanzenwald/Elsgraben.[1]

Architekt der Zitadelle war der Italiener Francesco Chiaramella de Gandino, der 1578 durch Rochus Graf zu Lynar – gleichfalls aus Italien stammend – abgelöst wurde. Bautechnisch entsprach die Zitadelle der damaligen Idealvorstellung. Die symmetrisch aufgebaute Festung besitzt vier Bastionen, die durch Kurtinen verbunden sind. Das Kurtinen-Viereck besitzt eine Kantenlänge von 208 × 195 Metern. Durch die Anordnung der Bastionen gab es keine toten Winkel, in denen sich Angreifer hätten verstecken können.

1557 wurde mit den Vorarbeiten zum Zitadellenbau begonnen. Der eigentliche Baubeginn und der Armierungsentwurf fanden im Jahr 1560 statt. 1580 erfolgte die erste Belegung mit Mannschaften 1594 wurde der Festungsbau vollendet. 1620 begann die Umbauung der Stadt Spandau mit Wallanlagen. Die Festung war jetzt Zitadelle. Im Jahr 1636 zog der Statthalter Graf Adam zu Schwarzenberg mit der Kriegskanzlei auf die Zitadelle. Schwedische Truppen lagen 1675 vor der Zitadelle. 1691 ereignete sich eine Explosion auf der Bastion „Kronprinz“, worauf 1692 diese Bastion neu erbaut wurde. 1806 eroberte Napoleon die Zitadelle. Dabei wurde sie beinahe vollständig zerstört und musste vielfach restauriert werden. Bei der Belagerung der Festung im März/April 1813 durch preußische Truppen ereignete sich durch einen Artillerietreffer eine Explosion des Pulvermagazins auf der Bastion „Königin“. Der Bombardier Henny der sechspfündigen Fuß-Batterie Nr. 6 der brandenburgischen Artilleriebrigade bekam hierfür das Eiserne Kreuz. Am 23. April 1813 übergaben die französischen Truppen die Festung. 1821 erfolgte die Restaurierung der Bastion „Königin“. 1885 wurde das Außenmauerwerk in der heutigen Form verblendet. Im Jahr 1935 wurde ein Heeresgasschutzlaboratorium eingerichtet. Hierbei wurden umfangreiche Forschungen am Nervengas Tabun durchgeführt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fand 1945 die Besetzung durch sowjetische Truppen statt. Zwischen 1945 und 1948 war die britische Verwaltung Hausherr in der Zitadelle, in der 1960 ein Heimatmuseum im Palas eröffnet wurde. 1962 bis 1976 fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten in der Zitadelle statt. Im Jahr 1992 wurde das Stadtgeschichtliche Museum im Zeughaus eröffnet. Im Mai 2009 wurden 26 Standbilder und 40 Büsten aus der ehemaligen Siegesallee vom Lapidarium in Berlin-Kreuzberg in die Zitadelle verlagert. Hier werden sie restauriert und ab 2012 als Teil der neuen Dauerausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ im Magazin (Haus 8) präsentiert

Das Torhaus befindet sich in der Südkurtine und besitzt eine Zugbrücke. Diese ist, der besseren Verteidigung wegen, aus der Mitte nach Westen verschoben. So bot sich eine Sicherung von der linken Flanke der Bastion „König“ aus an. Dafür nahm man den schlechten Untergrund in Kauf. Um dieses Problems Herr zu werden, wurde zur Erbauung das Verfahren der schwimmenden Gründung angewandt. In den Faulschlamm schüttete man Abbruchmaterial und Schutt. Große Stücke setzten sich auf dem Grund ab und saugten die Feuchtigkeit auf. Darauf wurden Holzpfähle – überwiegend aus Eichenholz – gerammt, die vierkantig zugehauen und zwischen 2 und 3,5 m lang waren. Auf diesem vorbereiteten Untergrund erbaute man das Torhaus.

Chiaramella wird der Entwurf des Torhauses zugeschrieben. Als Venezianer kannte er das von Michele Sanmicheli erbaute Stadttor Porta Nuova in Verona. Das Torhaus in Spandau war ein Prunktor, das den Vorüberreisenden zeigen sollte, wie aufgeschlossen die Spandauer der Kunst gegenüberstanden.

Die heutige Fassade an der Feldseite des Torhauses stammt aus dem Jahr 1839. Die Renaissancefassade des 16. Jahrhunderts wurde 1813 bei dem Beschuss der Zitadelle beschädigt und – wahrscheinlich als nicht mehr zeitgemäß – bei den Renovierungsarbeiten entfernt. Die neue Fassade erhielt eine Gliederung in den Formen des Klassizismus. Hierfür machte man sich die risalitartige Herausziehung der Halle des 16. Jahrhunderts zunutze und blendete eine 25 cm starke Fassade aus Rathenower Ziegeln vor. Über dem Eingang befindet sich das brandenburgische Staatswappen. Kurfürst Friedrich III. ließ 1701, nach der Krönung zum König von Preußen, den Kurhut über dem Wappen durch die Königskrone ersetzen. Der Wappenschild wird durch ein Band mit Schnalle gerahmt, das von zwei schwarzen Adlern gehalten wird und die Aufschrift „Honi soit qui mal y pense“ (Devise des Hosenbandordens; übersetzt aus dem Altfranzösischen: „Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt“ oder „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“) trägt.

Beim Durchschreiten des Torhauses wird links (westlich) der gotische Saalbau (Palas) sichtbar, der 1520 bis 1523 in Renaissanceformen umgestaltet wurde. Ein Umbau zum Offizierskasino zerstörte 1936 alte bauliche Strukturen. Seit 1977 wird der Bau in den Formen der Neugotik rekonstruiert.

Der Palas war das Wohnhaus der Burg. Hier wohnten die Landesherren, wenn sie in Spandau weilten. Die Innenräume des Palas waren unverputzt. Die Fugen zwischen den Ziegelsteinen im Klosterformat besaßen Ritzungen.

In der Bastion Königin sind über 70 mittelalterliche jüdische Grabsteine, die aus dem Zeitraum 1244 bis 1474 stammen, ausgestellt. Diese wurden während Ausgrabungen in den Fundamenten des Palas und des Westbaus entdeckt. Es wird vermutet, dass die Steine im Verlauf der Vertreibung der Juden aus Brandenburg und der damit einhergehenden Schändung jüdischer Friedhöfe um 1510[3][4] in die Zitadelle verbracht wurden.Aufgrund des Alters der Grabsteine lieferten die Inschriften bedeutende Information über jüdisches Leben in der Region Berlin-Brandenburg sowie der Erbauung des Palas. Der Fund wird als "Sammlung von europäischem Rang" bezeichnet.

Der Juliusturm, eines der Wahrzeichen Spandaus, ist 30 Meter hoch. Auf seine Spitze führt die berühmte Wendeltreppe, die 1964 nach dem Vorbild der neugotischen Treppe von 1843 rekonstruiert wurde. Wenn man die 145 Stufen erklommen hat, bietet sich ein Rundblick über Spandau und Umgebung, bis nach Tegel, zur Berliner Innenstadt und zum Grunewald. Die Zeit der Erbauung ist unbekannt. Nach dem Baubefund gehört das Baumaterial des Sockels dem 13. Jahrhundert an. Die Mauerstärke beträgt im Sockelgeschoss 3,60 m und im Obergeschoss 2,30 m. Den Zinnenkranz, ein Zeugnis der deutschen Romantik, entwarf Karl Friedrich Schinkel im Jahre 1838.

Zur Zeit der Erbauung war er Bergfried oder Wachturm und diente als Zufluchtsstätte bei Gefahr. Gleichzeitig konnte er als Wohnturm genutzt werden. In seinem Kellergeschoss befand sich das Verlies.

Der Name Juliusturm ist bis heute nicht eindeutig geklärt. 1356 verlieh Markgraf Ludwig der Römer seinem Kammerknecht Fritz das Thurm Amt zu Spandau. Da Fritz Jude war, hieß der Turm fortan Judenturm. Aus dieser Bezeichnung entwickelte sich wohl der Name Juliusturm, wie er seit 1400 genannt wurde.

Nach Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 wurde der Turm als Lagerort für einen Teil des aus der französischen Kriegsentschädigung stammenden Reichskriegsschatzes bestimmt. Am 3. und 10. Juli 1874 kam der Anteil in 1200 Kisten verpackt nach Spandau und lagerte dort bis zur Rückgabe im Jahr 1919. Weil durch den heutigen Eingang 1842 eingebrochen worden war, baute man 1910 zur Sicherheit des Reichskriegsschatzes eine Tresortür ein. Sie hat ein Gewicht von drei Tonnen und ist eine der dicksten Tresortüren Berlins.

 

Die Zitadelle wurde oft als Kulisse für Filmaufnahmen genutzt. Unter anderem wurden folgende Filme teilweise auf der Zitadelle gedreht: Die Edgar-Wallace-Filme „Der Rächer“ (1960), „Der Hexer“ (1964) und „Der Bucklige von Soho“ (1966). Weiterhin der SFB-Fernsehfilm „Der Tambour“ Anfang der 1980er-Jahre sowie die Actionkomödie „Gotcha! – Ein irrer Trip“ von 1984. Die Kapitulation der Zitadelle im Zweiten Weltkrieg wird in dem von Konrad Wolf im Jahre 1968 produzierten Film „Ich war neunzehn“ dargestellt. Weil die DEFA keine Genehmigung für Dreharbeiten in Spandau erhielt, wurden die betreffenden Szenen in Küstrin gedreht.


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