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Burgruine Weibertreu
von User:Rosenzweig (Eigenes Werk (own picture)) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 oder CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons
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Die Burgruine Weibertreu ist die Ruine einer wahrscheinlich im frühen 11. Jahrhundert erbauten Höhenburg in der deutschen Stadt Weinsberg. Bekannt ist die Burg durch die namengebende „Treu-Weiber-Begebenheit“ vom 21. Dezember 1140, als nach der Kapitulation der belagerten Burg die Frauen (später „Treue Weiber von Weinsberg“ genannt) ihre Männer vor der Hinrichtung retteten, indem sie sie auf dem Rücken den Berg hinuntertrugen.

Durch ihre exponierte Lage in der südwestlichen Ecke des Weinsberger Kreuzes der Bundesautobahnen 6 und 81 ist die Burgruine vielen Autofahrern vom Sehen bekannt. Sie liegt nordwestlich und oberhalb des Stadtkerns auf dem Burgberg, der heute fast vollständig für den Weinbau genutzt wird. Besitzer der Anlage, die gegen Eintritt besichtigt werden kann, ist der Justinus-Kerner-Verein und Frauenverein Weinsberg.

Die Burg Weinsberg wurde vermutlich zu militärischen Zwecken im frühen 11. Jahrhundert errichtet. Erstmals fassbar wird sie in der (um 1430 niedergelegten) Gründungsgeschichte des 1037 gegründeten Chorherrenstifts Öhringen, in dem berichtet wird, dass die Stifterin, Gräfin Adelheid von Metz bzw. von Egisheim, bis zur Stiftung auf der Burg Weinsberg gewohnt habe. Gräfin Adelheid ist – in erster Ehe – Mutter von Kaiser Konrad II. und wird deshalb als Stammmutter des Salierhauses bezeichnet. In zweiter Ehe ist sie Mutter des Bischofs Gebhard III. von Regensburg.

1140 war die Burg im Besitz der Welfen, die sich mit den Staufern um die Macht im Reich stritten. König Konrad III., in seinem Gefolge sein Bruder Friedrich II. von Schwaben und mehrere Bischöfe und Fürsten (u. a. Markgraf Hermann III. von Baden), belagerte die Burg mehrere Wochen lang und schlug am 21. Dezember 1140 in offener Feldschlacht den zum Entsatz heraneilenden Welf VI. Kurz darauf ergab sich die Burg. Dem Bericht der Kölner Königschronik zufolge versprach der König den Frauen auf der Burg Weinsberg freien Abzug und gab die Erlaubnis, „dass jede forttragen dürfte, was sie auf ihren Schultern vermöchte“. Auf die Männer wartete der Tod. Die Frauen nahmen den König beim Wort und trugen ihre Männer auf dem Rücken herab, denen sie so das Leben retteten, da der König sein Wort hielt. Die Frauen wurden als Treue Weiber von Weinsberg bekannt, und die Burg kam aufgrund dieser Begebenheit zu ihrem Namen Weibertreu (vermutlich im Lauf des 18. Jahrhunderts).

Mit der Kapitulation kam die Burg in den Besitz der Staufer, die ein Ministerialengeschlecht, die Herren von Weinsberg, auf der Burg einsetzten. Bis 1450 hatten diese die Burg als Reichslehen inne und stellten Ende des 14. Jahrhunderts den Erzbischof und Kurfürsten von Mainz (Konrad II. von Weinsberg) und Anfang des 15. Jahrhunderts den Reichserb(unter)kämmerer (Konrad IX. von Weinsberg). Sie reklamierten auch die Herrschaft über die Stadt Weinsberg; die Stadt widersetzte sich aber und strebte den Status einer Reichsstadt an, was ihr 1430 auch gelang. Schon 1440 aber wurde die Stadt kurpfälzisch, und 1450 verkauften auch die Herren von Weinsberg aus Geldmangel die Burg Weinsberg an die Kurpfalz.

1504 eroberte Herzog Ulrich von Württemberg im Landshuter Erbfolgekrieg Burg und Stadt Weinsberg nach dreiwöchiger Belagerung. Durch Beschuss mit Kanonen erlitt die Burg große Schäden am Bergfried und an der nördlichen Ringmauer. 1512 wurde der Übergang von Burg und Stadt in württembergischen Besitz auch vertraglich von der Kurpfalz anerkannt. Vermutlich ließ Herzog Ulrich in der Folgezeit den sogenannten Dicken Turm, einen Batterieturm bzw. Geschützturm, im Nordosten der Burg neu aufführen und durch eine verstärkte innere Burgmauer mit dem westlich gelegenen Bergfried verbinden.

Am Ostersonntag (16. April) 1525 wurden Burg und Stadt, wie ganz Württemberg zu dieser Zeit in österreichischem Besitz, im Bauernkrieg von den aufständischen Bauern erobert. Da die Zerstörungen von 1504 nur notdürftig repariert worden waren, hatten sie leichtes Spiel. Hierbei fielen ihnen Margaretha von Helfenstein, die Frau des Weinsberger Amtmanns Ludwig Helferich von Helfenstein, und deren kleiner Sohn in die Hände. Beide wurden nach Heilbronn geschickt, angeblich auf einem Mistwagen. Die Burg wurde geplündert und angezündet und ist seitdem Ruine. Ludwig von Helfenstein und seine Begleiter wurden ebenfalls gefangen und von den Bauern vor den Toren Weinsbergs hingerichtet. Die als Weinsberger Blut-Ostern bekannt gewordene Tat erregte große Furcht unter den Adligen und führte am 21. Mai nach der Niederlage der Bauern zur Niederbrennung der Stadt Weinsberg durch die Söldnertruppen des Schwäbischen Bundes unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil und zum Verlust des Stadtrechts bis 1553.

Herzog Johann Friedrich von Württemberg versuchte vor oder zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, die Ruine erneut befestigen zu lassen, vollendete seine Bemühungen aber nicht. Zeuge der damaligen Befestigungsbemühungen ist die verstärkte nordwestliche Ringmauer mit einer Ausfallpforte. Möglicherweise geht auch der Dicke Turm erst auf diese Zeit zurück statt auf das frühe 16. Jahrhundert.

Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Burg und wurde von den Weinsbergern als billige Steinquelle genutzt, in der Regel ohne Erlaubnis. Nach dem Weinsberger Stadtbrand von 1707 erlaubte das württembergische Herrscherhaus als Eigentümer die Abfuhr von Bruchsteinen zum Wiederaufbau der Stadt. Die wertvollen Quadersteine sollten auf der Burg verbleiben, was die Bürger aber nicht daran hinderte, sie dennoch abzufahren. Auf diese genehmigte und ungenehmigte Abfuhr von Steinen ist die heutige Gestalt der Burg im Wesentlichen zurückzuführen.

Justinus Kerner, der als Oberamtsarzt 1819 nach Weinsberg kam, verhinderte den weiteren Verfall. Zusammen mit sechs Damen der Weinsberger Honoratiorenschicht gründete er am 8. Dezember 1823 den Frauenverein Weinsberg. Die Mitgründerinnen waren Josephine Pfaff (Gattin des Stadtschultheißen Heinrich Pfaff), Friederike Walker (Gattin des Präzeptors der Lateinschule), Philippine Hildt (Gattin des Baumeisters Johann Georg Hildt), Katharine Endres (Gattin des Amts- und Stadtschreibers), Friederike Wolf (Gattin des örtlichen Oberamtmanns Gottlieb Benjamin Wolf) und Kerners Frau Friederike.[1] Königin Pauline von Württemberg übernahm die Schutzherrschaft über den Verein, der die 1712 bis 1716 angelegten Weingärten innerhalb der Burgmauern erwerben konnte und von König Wilhelm I. von Württemberg am 30. August 1824 mit der Ruine belehnt wurde.

Kerner ließ den Trümmerschutt in der Ruine entfernen und die Weinberge roden. Der heutige Fußweg zur Burg wurde angelegt, ein äußerer Zugang zum Untergeschoss (Pulvermagazin) des Dicken Turmes wurde in die Mauern gebrochen. Aus den Trümmersteinen wurde nach Plänen des württembergischen Hofbaumeisters Nikolaus Friedrich von Thouret die Kapelle erbaut. Das Burginnere wurde wie ein Park gestaltet und kann seitdem von der Öffentlichkeit besucht werden.

Um den Grunderwerb und die umfangreichen Arbeiten finanzieren zu können, veröffentlichte der Verein im Morgenblatt für gebildete Stände vom 10. Januar 1824 einen vermutlich von Kerner geschriebenen Aufruf zur Rettung der Burgruine, der um Spenden bat und jeder Spenderin (denn der Aufruf richtete sich an Frauen) „einen niedlich gearbeiteten Ring, in den ein Steinchen von der Burg-Ruine gefaßt ist“, versprach. Kerner griff damit einen Brauch von 1789, aus der Frühzeit der Französischen Revolution, auf, als Bürgerinnen und Bürger in Paris zum Beweis ihrer republikanischen Gesinnung Ringe mit Steinen der geschleiften Bastille trugen. Die Weinsberger Ringe, aus 14-karätigem Gold gefertigt und in der Herstellung 1 Gulden 30 Kreuzer teuer, wurden oft als Verlobungsringe verwendet. Der Verein erhielt viele Zuwendungen, meist in der Höhe von 4 bis 5 Gulden. Auch der Adel spendete großzügig: Von Königin Pauline kamen 100 Gulden, von Großfürstin Helene von Russland, einer geborenen Prinzessin von Württemberg, kamen 1000 Rubel (500 Gulden). Noch über Jahrzehnte brachten die Ringe Geld für die Erhaltung der Ruine in die Kasse, wenn auch nicht mehr so viel wie in den ersten Jahren ab 1824.

Im Frühjahr 1855 fasste der Architekt Carl Alexander von Heideloff, nach dessen Plänen auch Schloss Lichtenstein errichtet wurde, während eines Besuchs bei seinem Freund Justinus Kerner den Plan, auf der Weibertreu eine Ruhmeshalle für bedeutende deutsche Frauen zu bauen, als eine Art Gegenstück zur Walhalla für die bedeutenden deutschen Männer. Die Halle sollte im gotischen Stil gebaut, die vorhandenen Mauerreste nach Möglichkeit integriert werden. Während Königin Pauline die Schutzherrschaft über das Vorhaben übernahm, erteilte König Wilhelm I. dem Projekt eine als prinzipielle Zusage verkleidete Absage, die das Projekt auf „ruhigere Zeiten“ verschob. Die „ruhigeren Zeiten“ kamen nie, und Heideloffs „Luftschloss“, wie Kerner es in einem Brief nannte, wurde nie gebaut – sehr zur Erleichterung des Dichters, der das Vorhaben mit „Marzipanbackwerk eines Conditors“ verglich.

Nach dem Tode Justinus Kerners übernahm 1868 dessen Sohn Theobald den Vorsitz des Frauenvereins, den er über Jahrzehnte bis 1902 innehatte. Auf ihn geht das Steinerne Album zurück: Verse von Justinus Kerner, von Theobald Kerner, von Karl Mayer, Eduard Mörike, Nikolaus Lenau und anderen wurden in die Mauern der Burg eingemeißelt. Auch die bloßen Namen prominenter Besucher wurden so verewigt, an der sogenannten Königsmauer südöstlich der Kapelle bevorzugt die Besucher von Adel wie Kaiser Franz I. von Österreich, der 1813 die Burg besuchte, oder König Karl von Württemberg, der 1857 noch als Kronprinz nach Weinsberg kam.

Jahrzehnte später versuchte die Stadt Weinsberg, den 1926 durch die Auflösung des Oberamtes Weinsberg erlittenen Bedeutungsverlust durch neue Funktionen im nationalsozialistischen Staat zu kompensieren. So wurde 1934 der Plan verfolgt, Weinsberg zur „Hauptstadt der deutschen Frauentreue“ ernennen zu lassen. Ein diesbezüglicher Vorstoß bei Joseph Goebbels scheiterte jedoch. Ebenso wenig von Erfolg gekrönt war der 1936 von Bürgermeister Weinbrenner an die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink gerichtete Vorschlag, auf der Burgruine Weibertreu eine Schulungsstätte der NS-Frauenschaft einzurichten und die Burg so „gleichsam zur Walhalla der deutschen Frauen“ zu erheben. Zum 800. Jahrestag der Treu-Weiber-Begebenheit im Jahr 1940 wurden ab 1938 große Festlichkeiten geplant, anlässlich derer die Burg doch noch als „Walhalla der deutschen Frau“ an die Reichsfrauenführerin übergeben werden sollte. Der Beginn des Krieges am 1. September 1939 machte die Planungen zunichte.

Ab 1957 ließ der Justinus-Kerner- und Frauenverein umfangreiche Renovierungsarbeiten am Mauerwerk vornehmen, bei denen auch das jetzige hölzerne Pförtnerhäuschen errichtet und die nördliche Ringmauer wiederhergestellt wurden. Im Anschluss fanden 1959 bis 1961 ausgedehnte Grabungen statt, denen große Teile des heutigen Wissens über die Burganlage zu verdanken sind. Archäologische Funde aus diesen Grabungen sind seit 2005 in der so genannten Kapelle auf der Burg zu besichtigen. Nachdem die Grabungen aus Geldmangel abgebrochen werden mussten, fanden 1962 bis 1963 weitere Restaurierungsarbeiten statt, bei denen die Wege wiederhergestellt und Büsche und Bäume gepflanzt wurden. Bis heute (Stand: August 2006) sind immer wieder Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten nötig.

Im Mai 2007 war die Burgruine Weibertreu Denkmal des Monats der Denkmalstiftung Baden-Württemberg.

Der Zugang zur Burg erfolgt im Süden und ist von der Stadt und von einem Parkplatz unterhalb des Berges auf einem Fußweg durch die Weinberge möglich, der dann durch einen Mauerdurchbruch auf Höhe des ehemaligen dritten Eingangstors ins Innere führt. Außerdem gibt es noch den ursprünglichen, sehr steilen Zugangsweg (Treu-Weiber-Weg), über den prinzipiell die Zufahrt von Nordosten erfolgen kann, der aber außer für Lieferfahrzeuge u. ä. gesperrt ist, da keine Parkmöglichkeit auf der Burg besteht.

Von der ehemaligen Burganlage ist nicht mehr viel erhalten. Die Ringmauer existiert noch (bzw. wurde in manchen Teilen wieder aufgebaut), ebenso der südöstliche Turm des Hauptgebäudes (rund, oben achteckig), der bestiegen werden kann. Von seinem Gegenstück im Südwesten existieren nur noch Reste, die bei den Grabungen 1959 freigelegt wurden. Vom Hauptgebäude (Palas) selbst ist außer den zwei Türmen fast nichts erhalten. Beide Türme sind noch durch eine niedrige Mauer miteinander verbunden. Nördlich dieser Mauer findet sich ein kleiner Steinbruch, der nach der Zerstörung der Burg genutzt wurde. Eine große und flache Zisterne (Wasserbecken) südlich des früheren Hauptgebäudes wurde 1961 ausgegraben.

Ein Teil des Wehrgangs existiert noch an der westlichen Ringmauer. Nur noch Reste sind erhalten vom Bergfried und zwei Tortürmen. Im Südwesten des Geländes befindet sich noch die sogenannte Kapelle, die aber erst 1824 erbaut wurde und auch keine Kapelle ist, sondern als Ausstellungs- oder Lagerraum diente. Seit 11. September 2005 ist hier ein kleines Museum eingerichtet, in dem Fundstücke und Fotos der Grabungsarbeiten 1959/61 präsentiert werden.

Noch weitgehend intakt sind der später hinzugefügte (s. o.) Dicke Turm im Nordosten der Burg, die Ausfallpforte im Nordwesten, die verstärkte innere Burgmauer zwischen Dickem Turm und Bergfried und an ihr eine Zisterne. In den Schießscharten des Dicken Turmes ließ Justinus Kerner Äolsharfen anbringen, die seit einigen Jahren wieder an ihrem Platz sind und bei starkem Wind ertönen.


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