Guédelon
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Guédelon ist ein Burgbauprojekt auf dem Gebiet der französischen Gemeinde Treigny im Département Yonne. Nach den Prinzipien der Experimentellen Archäologie werden bei diesem Rekonstruktionsprojekt nur Techniken aus dem 13. Jahrhundert angewandt, der Baubeginn war 1997.

Das architektonische Muster liefert der gewählten Zeitperiode entsprechend der durch Philipp II.,französischer König von 1180 bis 1223, eingeführten Architektur-Kanon des 12. und 13. Jahrhunderts. Dieser hatte innerhalb seines Machtbereichs eine Standardisierung der Festungsarchitektur angeordnet. Die Schlösser Louvre in Paris, Yèvre-le-Châtel im Loiret oder diejenigen im nahen Ratilly und in Druyes-les-Belles-Fontaines (Yonne) sind einige Beispiele dafür. Diese sogenannt philippinischen Burgen haben folgende Charakteristika:
Rechteckiger Grundriss;
Darüber hohe Schildmauern, deren unterste Teile oft angeschrägt sind und in einem Trockengraben stehen;
Zylindrische Ecktürme auf verschiedenen Niveaus mit einfachen, wechselständigen Schiessscharten;
Der Hauptturm ist höher und mächtiger;
Ein sog. Châtelet, also ein kleines Quartier für Soldaten (vgl. lat. castrum), zwischen den beiden Tortürmen.

Zu jener Zeit hatte Philipp II., mit dem in Frankreich nach Ablösung der Wahlmonarchie die Erbmonarchie beginnt, mit geschickten Bündnis- und Eheverträgen eine dauerhafte kapetingische Expansionspolitik begonnen, was die Übernahme eines französischen statt eines burgundischen Architektur-Vorbilds in diesem Teil der Yonne rechtfertigte.

 

Der Begründer des Projekts, Michel Guyot, hatte seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts einige Schlösser und Burgen in der Region restauriert und dabei Erfahrungen gesammelt. Mit der Burg Guédelon setzte er einen lange gehegten Traum in die Tat um. Nach vielen Vorbereitungen und einer längeren Suche nach einem geeigneten Platz, an dem ausreichend Baumaterialien wie Stein, Holz und Wasser zur Verfügung stehen, wurde 1997 in einem aufgelassenen Steinbruch mit dem Bau begonnen. Dabei kommen Methoden des 13. Jahrhunderts zur Anwendung, und es wird so weit wie möglich auf moderne Technik wie Krane, Baumaschinen und Wasserwaagen verzichtet.

Mit dem Baufortschritt begannen sich Wissenschaftler der verschiedensten Bereiche für das Projekt zu interessieren. So erhielt das Projekt Fachberatung und -begleitung von Kultur-, Bau- und Kunsthistorikern, Architekten und Archäologen. Es zeigte sich, dass viele mittelalterliche Bautechniken neu entwickelt werden mussten.

Das Projekt wird unter möglichst authentischen Bedingungen durchgeführt, ähnlich den Ansätzen der Lebendigen Archäologie. Daher tragen die Handwerker und Mitarbeiter mittelalterliche Gewänder, auf der Baustelle finden sich zudem keine modernen Werkzeuge oder Hilfsmittel, abgesehen von persönlicher Schutzausrüstung (etwa Schutzbrille und Stahlkappenschuhe). Sämtliche Werkzeuge und Hilfsmittel wie Tretkräne, Lehrgerüste und Gewölbeschalungen u. a. werden auf der Baustelle selbst hergestellt. Transportarbeiten werden mit großrädrigen Pferdekarren bewerkstelligt.

Um die Baustelle herum ist mittlerweile eine ganze Siedlung von Zulieferern entstanden, in der Handwerker unter anderem Dachschindeln, Körbe, Töpferwaren, Fliesen, Nägel, Werkzeuge, Seile, Balken, Wolle und Kleidung herstellen, außerdem werden Pferde, Schafe, Schweine, Gänse, Hühner und Enten gehalten.

Holz für die Gerüste wird im umliegenden Wald geschlagen, Steine werden in dem alten Steinbruch, in dem sich die Baustelle befindet, mit einfachen, zeittypischen Werkzeugen gebrochen und dann mit Pferdewagen zu den Steinmetzwerkstätten transportiert. Es werden weder Zement noch Schrauben verwendet, stattdessen wird auf der Baustelle Mörtel aus Sand, Tonerde und gelöschtem Kalk hergestellt.

Nägel werden in der örtlichen Schmiede von Hand geschmiedet. Allerdings werden einige Rohmaterialien angeliefert, z. B. Roheisen von eher geringer Qualität (kein Stahl) oder besagter gelöschter Kalk, da dessen Herstellung vor Ort zu gefährlich ist. Mörtel und Steine werden dann in vor Ort handgefertigten Körben bis an ihren Bestimmungsort gebracht.

Unter der Leitung von Michel Guyot arbeiten 50 vollberufliche Arbeiter und in der Hauptsaison bis zu 16 Freiwillige voraussichtlich noch bis 2023 an der Burg. Die Arbeiten ruhen von November bis März, in dieser Zeit ist die Baustelle auch für Besucher geschlossen.

 

Bereits im zweiten Jahr zählte die Anlage nach Betreiberangaben etwa 65.000 Besucher,[2] 2005 waren es 245.000. In der Saison 2010 besuchten 320.000 Menschen das Burgfeld von Guédelon, davon ungefähr 80.000 Schüler.

Zunächst wurde das Projekt allgemein als unseriös abgetan. Als sich die Ernsthaftigkeit und der zunehmende Baufortschritt abzuzeichnen begannen, förderten der Staat Frankreich und die Europäische Union Guédelon mit 2,5 Millionen Euro. Seit Auslauf dieser Förderung trägt sich das Großprojekt selbst durch Spenden, Eintrittsgelder, Merchandising und Gastronomie

 

 

Unter dem Namen Ozark Medieval Fortress wurde 2008 im Staate Arkansas ein Tochterprojekt gestartet, das ebenfalls unter der Leitung von Michel Guyot steht.

Anmerkung von MZR:

Das Ozark Medieval Fortress Projekt wurde im Januar 2012 aus finanziellen Gründen (vorerst) eingestellt


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Guédelon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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